Ante Sapina Teil 2: Der Wettpate ist zurück

Ante Sapina gehörte zu den Drahtziehern des Wettskandals 2005 um den Schiedsrichter Robert Hoyzer. Wer jedoch geglaubt hat, dass der Kroate nach seiner Verurteilung und seiner Haftstrafe auf einen rechtskonformen Weg eingebogen ist, sah sich getäuscht.

Sapina war auch um Fußball-Wettskandal 2009 die Hauptfigur. Im Vergleich zu 2005 hat er sogar noch eine Schippe draufgelegt. Insgesamt sollen laut UEFA zwischen Januar und November 2009 mehr als 200 Spiele manipuliert worden sein.

Das klassische Vorgehen – und die Tipps

Der kroatische Wettpate und seine Handlanger sind dabei klassisch vorgegangen. Bestochen wurden Spieler, Funktionäre, Trainer und Schiedsrichter. Die Wetten platzierten Ante Sapina und sein Bruder Milan vornehmlich bei SBOBET, einem asiatischen Wettanbieter mit Lizenz auf den Philippinen. Hinzu kamen weitere kleinere Tipps bei verschiedenen, europäischen Buchmachern. Insgesamt soll die Wett-Mafia in nur knapp elf Monaten einen Ertrag von zehn Millionen Euro erwirtschaftet haben.

Am 19. November 2009 wurden Ante und Milan Sapina sowie mehrere Mittäter verhaftet. Insgesamt klickten die Handschellen bei über 30 Personen. Die Hausdurchsuchungen förderten Bargeld und Vermögenswerte im Wert von über einer Millionen Euro ans Tageslicht.

Die Begegnungen, Spieler unter Verdächtige

Es würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen auf alle Manipulationen einzugehen. Wir wollen uns daher auf die wichtigsten Akteure und Begegnungen beschränken.

Deutschland

Es ist bis heute nicht wirklich klar, wie viele Spiele tatsächlich verschoben wurden. Bekannt sind offiziell vier Partien der 2. Bundesliga, drei Spiele der 3. Liga, 18 Begegnungen der Regionalliga, fünf Vergleiche in den Amateur-Oberligen sowie zwei Spiele der U19 Junioren-Bundesliga. Über die konkreten Begegnungen wurde recht wenig bekannt.

Fakt ist jedoch, dass im Zuge des Wettbetruges auch andere Akteure verhaftet wurden, beispielsweise der Basketball Profi Ivan Pavic, der bis 2010 für Brose Bamberg aktiv war. Unter Verdacht standen definitiv vier Begegnungen in der Regionalliga vom SSV 1846 Ulm, welcher sich daraufhin von seiner kroatischen Spielerfraktion Davor Kraljevic, Marijo Marinovic und Dinko Radojevic getrennt hat. Verwickelt in die Manipulationen war zudem Marcel Schuon (damals beim VfL Osnabrück), welcher in der Folge vom SV Sandhausen seine Kündigung erhielt.

Österreich

Österreich schien vom Wettskandal vorerst nicht betroffen. Erst 2011 gerieten mehrere Begegnungen des Kapfenberger SV unter Verdacht. Die Bundesligist hat gegen Red Bull Salzburg (0:4), gegen Rapid Wien (0:1) und gegen Austria Wien (0:1) absichtlich verloren. Ein Abwehrspieler des Clubs soll über einen Mittelsmann 200.000 Euro in cash erhalten haben.

Schweiz

In der Schweiz gerieten vornehmlich die Spiele in der Challenge League, der zweithöchsten Spielklasse, ins Visier der Ermittler. Konkret wurde beim FC Thun und beim FC Gossau mehrfach geschummelt. Beide Vereine sollten beispielsweise einige ihrer Begegnungen mit einem Abstand von vier Toren verlieren, was dann auch tatsächlich der Fall war.

Interessant war zudem die Testspiel-Serie des bosnischen Erstligisten vom NK Travnik. Die Niederlagen beim FC Sion, bei Servette Genf und bei Xamax Neuchatel waren vermutlich gewollt. Im Nachhinein stellte sich nämlich heraus, dass das Trainingslager der Mannschaft von einem asiatischen Wettsyndikat finanziert wurde.

International

Die UEFA musste nach Abschluss der Ermittlungen eingestehen, dass sogar einige Qualifikationsspiele in der Champions- und der Europa League verschoben wurden. Offiziell wurden sieben Partien veröffentlicht, womit die UEFA deutlich unter den Verdachtsaussagen der Staatsanwaltschaft geblieben ist.

Manipuliert wurden definitiv zu diese Begegnungen:

2. Runde der Qualifikation zur Champions League

  • Stabaek IF – KF Tirana (4:0 am 21. Juli 2009)

2. Runde der Qualifikation zur Europa League

  • SK Rapid Wien – KS Vllaznia Shkodra (5:0 am 16. Juli 2009)
  • Bnei Yehuda Tel Aviv – FC Dinaburg (4:0 am 16. Juli 2009)
  • KS Vllaznia Shkodra – SK Rapid Wien (0:3 am 23. Juli 2009)
  • FC Dinaburg – Bnei Yehuda Tel Aviv (0:1 am 23. Juli 2009)

3. Runde der Qualifikation zur Europa League

  • Fenerbahce Istanbul – Honvéd Budapest (5:1 am 30. Juli 2009)
  • NK Interblock Ljubljana – Metalurg Donezk (0:3 am 6. August 2009)

Extrem betroffen von den Spielverschiebungen waren zudem die Ligen in Bosnien, in Slowenien, in der Türkei, in Ungarn, in Kroatien und in Belgien.

Die rechtlichen Folgen für Sapina & Co

Die rechtliche Aufarbeitung des Wettskandals wurde im Jahre 2011 vom Landgericht Bochum vollzogen. Mehrere Hauptfiguren des Wettbetruges wurden zu Haftstrafen zwischen zwei und vier Jahren verurteilt. Drahtzieher Ante Sapina erhielt aufgrund seiner

Vorgeschichte sogar 5 Jahre und 6 Monate. Das Urteil wurde später vom Bundesgerichtshof annulliert, jedoch in ähnlicher Form zwei Jahre später weitestgehend nochmals in gleicher Form verkündigt und vollstreckt.