Wettbetrug: Der Bundesliga Skandal

Wer von Wettbetrug spricht, meint in der Regel neuere Ereignisse. Betrug im Sport, respektive in der Bundesliga, hat jedoch schon eine jahrzehntelange Tradition. Für die ersten richtigen Schlagzeilen sorgte der sogenannte Bundesliga Skandal der Saison 1970/71, in welchem der Abstiegskampf quasi am „grünen Tisch“ geregelt wurde.

Rot-Weiß Oberhausen und Arminia Bielefeld sicherten sich damals den Verbleib in der höchsten Spielklasse mit mehreren, gekauften Begegnungen.

Diese Spiele waren betroffen

Wir haben Euch den damaligen Verlauf des Abstiegskampfes im Detail zusammengestellt.

28. Spieltag: FC Schalke 04 vs. Arminia Bielefeld 0:1

  • Arminia Bielefeld zahlte 40.000 DM an Knappen, 2.300 DM pro Spieler
  • Einzig Dieter Burdenski soll davon nichts gewusst haben
  • Die Gäste erzielten in der 83. Minute den Siegtreffer

24. Spieltag (Nachholspiel): 1. FC Köln vs. Rot-Weiß Essen 3:2

  • Kölns Torwart Manfred Manglitz forderte von Offenbachs Präsident Canellas 25.000 DM
  • Bei Nichtzahlung wollte Manglitz einige Buden der Gaste ermöglichen
  • Canellas zahlte

32. Spieltag: 1. FC Köln vs. Rot-Weiß Oberhausen 2:4

  • Manfred Manglitz war bestochen
  • Der Torwart hatte wesentlichen Anteil an der Niederlage

32. Spieltag: MSV Duisburg vs. Arminia Bielefeld 4:1

  • Gerd Kentschke vom MSV nahm 60.000 DM an
  • Er weihte jedoch seine Mitspieler nicht ein
  • Er zahlte das Geld bis auf seinen Anteil nach dem „falschen Resultat“ zurück

33. Spieltag: Arminia Bielefeld vs. VfB Stuttgart 1:0

  • 15.000 DM auf Bielefeld flossen an drei Stuttgarter Spieler
  • Hinzu kamen 25.000 DM für den Geldboten
  • Die Arminia erzielte in der 89. Minute den Siegtreffer

34. Spieltag: Eintracht Braunschweig vs. Rot-Weiß Oberhausen 1:1

  • Arminia Bielefeld bot eine zusätzliche Siegprämie für die Eintracht von 170.000 DM
  • 100.000 DM wurden vorab bezahlt
  • Nach dem Remis erfolgte eine Zahlung von 40.000 DM

34. Spieltag: Hertha BSC vs. Arminia Bielefeld 0:1

  • Offenbachs Präsident bot zwei Berliner Spielern 140.000 DM für einen Sieg
  • Bielefeld hatte jedoch vorab bereits 220.000 DM geboten
  • Schlussendlich wurden sogar 250.000 DM ausgezahlt

34. Spieltag: 1., FC Köln vs. Kickers Offenbach 4:2

  • Offenbach frage beim Kölner Torhüter die Verkaufssumme ab
  • Manglitz forderte für sich und fünf Mitspieler 100.000 DM
  • Der Deal kam nicht zustande

Aufgrund dieser Ergebnis-Manipulationen standen nach dem 34. Spieltag der Saison 1970/71 die Kickers Offenbach und Rot-Weiß Essen auf den Abstiegsplätzen.

Die Bestrafungen – Begnadigung inklusive

Die Liste der bestraften Spieler und Funktionäre war lang. Selbst solche Größen wie Klaus Fischer und Dieter Burdenski (damals beide beim FC Schalke 04) wurden vorübergehend gesperrt. Die zum Teil lebenslangen Sperren gegen die Akteure wurden jedoch vom DFB sehr schnell wieder annulliert. Nach unseren Erfahrungen wurden alle beteiligten Akteure innerhalb kürzester Zeit begnadigt.

Für Arminia Bielefeld und Rot-Weiß Oberhausen hatte das Abstiegsspektakel aber natürlich Folgen. Beide Teams wurden mit einem Lizenzentzug bestraft. Bielefeld wurde sogar in die Regionalliga zurückgestuft. Rot-Weiß Oberhausen hingegen schaffte nach einem Jahr in der 2. Liga den sofortigen Wiederaufstieg.

Kritiker sind bis heute der Meinung, dass die damaligen Urteile aufgrund der bevorstehenden Weltmeisterschaft 1974 im eigenen Land nur oberflächig und halbherzig ausgefallen sind.

Wie kam der Deal an die Öffentlichkeit?

Aufgedeckt wurden die Bestechungen vom Vereinspräsidenten von Kickers Offenbach Horst-Gregorio Canellas. Dieser hatte am 6. Juni 1971 zur eigenen Geburtsfeier geladen. Die Gäste wurden mit Tonbandaufnahmen überrascht, in denen es um Spielmanipulationen und Schmiergeldzahlungen ging. Anwesend war damals auch Bundestrainer Helmut Schön, welcher nach der Überlieferung die Feier fluchtartig verlassen haben soll. Im Anschluss wurde die Aufnahmen den Medien und dem DFB zugespielt.

Welchen Einfluss hatte der Betrug auf das Wetten?

Die Sportwetten standen damals nicht im Zentrum des Betrugs. Den Akteuren ging es nicht darum, über entsprechende Tipps Gelder zu gewinnen, sondern „lediglich“ darum den Abstiegskampf entsprechend nach eigenem Ermessen „hinzubiegen“.

Die Wettfreunde waren damals nur indirekt vom Bundesliga-Skandal betroffen. Private Sportwettenanbieter gab es Anfang der siebziger Jahre noch nicht. Getippt wurde beim staatlichen Lottounternehmen, über die sogenannte „Elfer-Wette“ oder dem „Fußball-Toto“. Sicherlich war die Fehlerquote bei den aufgeführten Partien damals recht hoch. Genaue Statistiken hierzu gibt’s aber nicht.