Wettbetrug im Tennis – nahezu todsicher

Wettbetrug im Tennis – das Thema machte erst Anfang 2016 wieder Schlagzeilen. Damals veröffentlichten der BBC und der Spiegel mehrere Reportagen zum Thema. Mehr als wage Beschuldigungen waren dies jedoch nicht. Insgesamt sollen 16 Top50 Spieler oder Spielerinnen in illegale Absprachen verstrickt sein. Darunter soll sich sogar ein amtierender Grand Slam Sieger befinden. Namen wurden jedoch nicht veröffentlicht. Das Thema war genauso schnell aus den Medien verschwunden, wie es hoch gekocht wurde.

Gibt’s Tennis-Betrügereien wirklich?

Unsere Antwort lautet an dieser Stelle ganz klar – Ja. Da es sich beim Tennis um einen Einzelsport handelt, ist es nicht schwierig auf die Sportler Einfluss zu nehmen. Selbst absolute Top-Profis der Szene haben sich zu diesem Thema geäußert. Novak Djokovic beispielsweise berichtete, dass er bereits 2007 angesprochen worden sein, mit der Bitte ein Match in St. Petersburg absichtlich zu verlieren. Auch Andy Murray erklärte, dass es leider keine Seltenheit ist, dass bestimmte Begegnungen absichtlich verschenkt werden.

Insgesamt wurden in den letzten Jahren 14 Spieler von der WTA- und der ATP-Serie ausgeschlossen, sechs von ihnen sogar lebenslang.

Einer der bekanntesten Verdachtsfälle ist ohne Frage der Russe Nikolai Davydenko. Der Russe stand über viele Jahre unter dem Verdacht, seine Begegnungen absichtlich gegen den Baum zu fahren oder Verletzungen vorzutäuschen. Einen echten Beweis hat es nie gegeben. Davydenko hat die Vorwürfe, welche teilweise auf offensichtlichen Tatsachen beruhten, immer abgestritten.

Dem Österreicher David Köllerer hingegen konnten nach jahrelangen Untersuchungen 2011 drei Manipulationsfälle zweifelsfrei nachgewiesen werden. Er erhielt eine lebenslange Sperre.

Die drei Modelle des Wettbetruges

Beim Tennis Wettbetrug kann zwischen drei unterschiedlichen Versionen unterschieden werden. Alle drei Varianten sind für die Buchmacher, die Sportwetter, ja selbst für die Zuschauer am Court in der Regel kaum nachzuvollziehen.

Die geplante Niederlage

Klassischerweise kann ein Tennisspieler ein Match nach vorheriger Absprache verlieren. Wie genau dies geschieht, spielt hierbei keine Rolle. Für die Außenstehenden ist meist nur erkennbar, dass der Akteur auf dem Rasen einfach einen schlechten Tag hat.

Pushen der Quote

Vielfach werden die Tennisspieler von ihren Wett-Paten angewiesen, dass Match in der ersten Phase regulär zu gestalten. Der Favorit gewinnt beispielsweise den ersten Satz und nimmt seinem Gegner im zweiten Durchgang den Aufschlag einmal ab. In diesem Fall steigt die

Außenseiterquote in gigantische Höhen. Es werden Livewetten auf die Überraschung platziert und tatsächlich der Favorit kommt außer Tritt oder verletzt sich.

Das Modell kann unterschiedlich zu Ende gespielt werden. Entweder der bestochene Topspieler schenkt nur den zweiten Satz her oder er verliert das komplette Match, je nach vorheriger Absprache.

Wetten auf Spielereignisse

Noch schwieriger sind die „kleinen Spielereignisse“ nachweisbar. Beispielsweise kann vorab zwischen Wetter und Spieler abgesprochen werden, dass bestimmte Aufschlagspiele über Einstand gehen oder hier und da ein Doppelfehler einstreut wird. Aufgrund der vielfältigen Wettmöglichkeiten bei den Buchmachern sind der Phantasie der Betrüger an dieser Stelle kaum Grenzen gesetzt.

Der objektive Tennis Wettbetrug (welcher eigentlich keiner ist)

Des Weiteren wollen wir an dieser Stelle nicht verschweigen, dass der Tenniszirkus vom Aufbau her schon selbst die Spieler hier und da zum Verlieren verleitet. Als Beispiel: In den unterklassigen ITF Turnieren geht’s zum Teil um Siegprämien im unteren fünfstelligen Bereich. Der Viertelfinalist geht oft mit Summen von 2.000 bis 5.000 Euro nach Hause. Wer jedoch in einem ATP- oder in einem WTA Turnier die Qualifikation spielt, erhält schon höhere Antrittsgelder. Welchem Spieler ist es an dieser Stelle zu verdenken, wenn er unter der Woche bestimmte Partien wegschenkt, um noch rechtzeitig die Qualifikation für die nächste Veranstaltung zu schaffen. Gleiches trifft auch auf die Doppel-Wettbewerbe zu, welche finanziell eher ein Zusatzgeschäft sind.